Argumente der Vorsorge-Muffel

vom 24.04.2019

Viele Bürger handeln beim Thema private Altersvorsorge wie die sprichwörtlichen drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Damit verdrängen sie die Realität und leben nach dem Prinzip Hoffnung: So schlimm wird es schon nicht werden.

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Warum brauche ich (k)eine Altersvorsorge

 

 

- Sie sind bereits ausreichend finanziell abgesichert, wenn . . .

. . . Sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden oder sich für den einzigen Experten halten.

 

- Sie sollten Ihre Rentenversicherung besser auflösen, wenn . . .

. . Sie lieber mit Festgeld & Co. sparen und dafür sorgen, dass Sie ohnehin nicht sehr lange leben.

Statt in die eigene finanzielle Zukunft zu investieren, lagern viele Bundesbürger ihre Ersparnisse auch wieder vermehrt zu Hause. Einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Faktenkontor zufolge hat dafür rund ein Viertel der Bevölkerung sogar das Sparschwein oder den Sparstrumpf wieder neu aus der Versenkung geholt. Aber wem ist schon klar, wie lange das so gesparte Kapital im Alter reichen wird?

Ein Beispiel: Zu Rentenbeginn 100 000 Euro angespartes Kapital klingen zunächst mal üppig. Bei einer monatlichen Entnahme von 500 Euro, 2,5 Prozent Zinsen auf das Restkapital und einer jährlichen Erhöhung der Auszahlung um zwei Prozent zum Inflationsausgleich ist das Geld aber nach 17,5 Jahren aufgebraucht. Und dann? Wissen Sie bereits heute, dass Sie vielleicht nur 60 Jahre alt werden – oder werden es dagegen 80, 90 oder gar 100 Jahre?

 

Sie brauchen keine private Altersvorsorge, wenn . . .

... Sie Ihren Ruhestand nur mit einer Grundrente auf Hartz-IV-Niveau planen.

 

Die aktuelle Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag des Versicherungsverbands GDV zeigt eine deutlich sinkende Bereitschaft der Deutschen, für die Altersvorsorge Geld auszugeben. Lediglich 24 Prozent können sich das noch vorstellen. Das ist nur Platz zehn der Rangliste – beispielsweise weit hinter gutem Essen, Einrichtung, Kleidung, Wellness, Garten oder technischen Geräten.

Eine fatale Verkennung der Lage. Denn die Rentenlücke im Alter wächst und wächst – wenn man nichts dagegen tut. Ohnehin beträgt nach dem letzten Rentenversicherungsbericht 2011 der Bundesregierung das Sicherungsniveau derzeit nur noch rund 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Das ist der Prozentsatz des durchschnittlichen Nettoeinkommens vor Steuern, den ein Ruheständler nach 45 Beitragsjahren aus der gesetzlichen Rente erhält. Bis 2030 werden es wohl nicht einmal mehr 45 Prozent sein. So liegt die durchschnittliche ausgezahlte Nettorente vor Steuern beispielsweise in Bayern für Männer bei unter 1000 Euro und für Frauen unter 500 Euro.

Wem reicht das? Wobei die Kaufkraftentwertung durch Inflation dabei noch nicht einmal berücksichtigt wird. Klar, man muss auch heute leben. Und zunächst sollte erst einmal der Risikoschutz für existenzielle Gefahren wie Hinterbliebenenversorgung, Absicherung der Arbeitskraft und Abwehr möglicher Haftpflichtfälle dran sein. Aber bevor es dann das x-te Auto, Computerspiel oder Outfit sein muss, sollte man lieber mal an seine finanzielle Situation im Alter denken – und entsprechend handeln.